Legasthenie und Dyskalkulie sind heterogene Lernstörungen, die sich nicht auswachsen. Nehmen Sie diese daher ernst. Alle schulischen Maßnahmen sollten daher passgenau auf das Kind oder den Jugendlichen abgestimmt sein, um langfristig wirkungsvoll zu sein. Sehen Sie den Schüler mit seinen Stärken und Schwächen, knüpfen Sie an positiven Entwicklungspunkte an und machen Sie (auch kleine) Lernerfolge sichtbar.
Die Schulzeit stellt für Schüler mit Legasthenie oder Dyskalkulie eine große Herausforderung dar. Diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist nicht immer einfach, und es bedarf eines hohen Verständnisses seitens der Lehrkräfte, auf die besondere Situation dieser Schülergruppe einzugehen.
Legasthenie und Dyskalkulie wachsen sich nicht aus, deshalb sollte bei anhaltenden Schwierigkeiten des Schülers nicht unnötig gewartet, sondern frühzeitig eine Testung durchgeführt werden. Je später die Diagnose gestellt wird und umso später eine Förderung beginnt, desto mehr muss der Schüler aufholen und umso stärker wirken sich die Defizite auch auf andere Schulfächer, die allgemeine Lernmotivation und das psychische Befinden aus.
Im Rahmen der pädagogischen Möglichkeiten sollten alle Maßnahmen der Förderung und des Nachteilsausgleichs ausgeschöpft werden, auch um bei den Schülern die Lernmotivation zu erhalten und ihnen Erfolgserlebnisse beim Lernen zu vermitteln. Die BVL-Ratgeber zur Legasthenie und Dyskalkulie (BVL-Webseite) können hier eine wichtige Hilfe sein, um sich grundlegend zu informieren. Ebenso sind die schulrechtlichen Regelungen zu beachten.
Der Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie hat im Rahmen eines Schulwettbewerbs Best-Practice-Beispiele schulischer Förderung ausgezeichnet. Dabei wurden aus Nordrhein-Westfalen die Konzepte der Bertolt-Brecht-Gesamtschule Bonn sowie der Gesamtschule Nettetal ausgezeichnet.
Eine Förderung, die ausschließlich eine Stoffwiederholung im Sinne einer Nachhilfe anbietet, ist für Schüler mit Legasthenie und/oder Dyskalkulie nicht hilfreich. Stattdessen sollten individuell die Bereiche gefördert werden, in denen die Defizite vorliegen.
Grundlage hierfür ist zunächst die Unterrichtsbeobachtung der Lehrkraft im Sinne einer kontinuierlichen Lernstands- und Lernprozessbeobachtung. Liegen bei einem Schüler gravierende Schwierigkeiten vor, so muss die Förderung zunächst in diesen Bereichen ansetzen und die Vermittlung von Basiskompetenzen im Mittelpunkt des Förderkonzeptes stehen. Warten Sie nicht darauf, dass der Schüler von selbst aufholt.
Der Förderplan sollte mit den Eltern besprochen werden. Verzichten Sie dabei auf pauschale Schuldzuweisungen. Schüler mit Lese-Rechtschreibstörung und/oder Rechenstörung sind weder dumm noch faul.
In Einzelfällen kann es auch erforderlich sein, Hausaufgaben an den Lernstand des Kindes anzupassen. Dabei sind Möglichkeiten der häuslichen Unterstützung mit den Eltern zu besprechen, soweit das Eltern-Kind-Verhältnis dadurch nicht belastet wird.
Im Falle eines begründeten Verdachts einer Legasthenie/Dyskalkulie sollte den Eltern zusätzlich eine medizinische Diagnostik und, soweit erforderlich, auch eine außerschulische Förderung des Kindes, empfohlen werden.
Die Website unseres Bundesverbandes BVL bietet Lehrkräften ausführliche Informationen über geeignete Hilfsmaßnahmen und eine gezielte Lernförderung:
Die S3-Leitlinie zur Rechenstörung enthält neben einer Auflistung von geeigneten Förderprogrammen auch Hinweise zur Anwendung der Empfehlungen in der Schule.
Maßnahmen zur individuellen Unterstützung im Unterricht können Sie unseren BVL-Handreichungen für Lehrkräfte zur Legasthenie ) und zur Dyskalkulie entnehmen.
Eine harmonische und angstfreie Atmosphäre im Klassenzimmer trägt zur Stabilisierung des Schülers bei und gewährleistet förderliche äußere Rahmenbedingen, die stützend wirken.
Wir beraten Sie gerne zu folgenden Themen und darüber hinaus:
Auch für Lehrkräfte: Werden Sie Mitglied im BVL und unserem Landesverband.
Vielfalt ist gut! Legasthenie und Dyskalkulie sind Teil dieser Vielfalt. Wir alle haben unsere Stärken und Schwächen, unsere Begabungen und Einschränkungen – mit den richtigen Rahmenbedingungen können wir unsere Stärken entfalten und mit unseren Schwächen gut leben.
Zentrales Ziel des LVL ist es, für Menschen mit Legasthenie und Dyskalkulie angemessene Bedingungen in Rheinland-Pfalz zu schaffen und individuelle Bildungschancen auf den Weg zu bringen!
Unser Landesverband Rheinland-Pfalz hat es sich bereits vor Jahrzehnten zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Legasthenie und Dyskalkulie und ihre Familien aktiv zu unterstützen sowie aktuelle Informationen zur Bildungspolitik und über Forschung & Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Sie und Ihr Kind haben Anspruch auf Chancenausgleich und Hilfestellungen. Für diesen Anspruch setzen wir uns ein. Werden Sie Mitglied in unserem Verband – gemeinsam wird vieles leichter.
Anneliese Schäfer
Vorstandsmitglied